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In nur 37 Minuten selbst geschlagen!

Eigentlich war alles angerichtet. Ja, es fehlten noch immer einige Stammkräfte. Gegen den Tabellenführer kam noch der Torschütze des letzten Sonntags, Sammy Boel, dazu. Aber, hey, das ist nun schon seit Monaten so. Trotzdem war eine Serie von 13 ungeschlagenen Spielen gelungen und man war wieder herangerückt an die vorderen Plätze. Der Höllenberg freute sich also auf ein Spitzenspiel gegen die SaGa. Das Wetter war optimal. Und der vorhandene Kader war keineswegs eine "Notbesetzung". Schließlich konnte man es sich erlauben, Midfielder Hendrik Arndt auf der Bank zu lassen, weil Cedric Schulenburg und Janning Dreusicke ihn in der Vorwoche prima vertreten hatten. Dieses Duo schien auch für die erwartbare Struktur des Gästespiels sehr passend. Außerdem blieben damit für dem weiteren Spielverlauf sehr gute Optionen von der Bank. Das galt nämlich genauso für Jannik Pahl, der am Elbdeich überzeugt hatte, sowie für die Offensivspieler Ole Schmerbitz und U18-Kicker Kjell Meyer, der als "Joker" im letzten Heimspiel gegen den FC Este den 2:1-Siegtreffer erzielt hatte. Wenn also das die Einwechselspieler sind, dann MUSSTE die Startelf zwangsläufig gut aufgestellt sein. Jedenfalls definitiv gut genug, um den zuletzt häufiger strauchelnden Spitzenreiter auf eigener Anlage schlagen zu können. Soweit die Überzeugung, der Anspruch und ... die Theorie.

 

Doch nach nur zwei Zeigerumdrehungen war der Praxistest erstmals empfindlich gestört. Und das ohne ein Zutun der Gäste. SaGa spielte wie erwartet den langen Ball, die entsprechende Absicherung war zur Stelle, die Situation war völlig harmlos, das Kommando von Keeper Robin Hoffmann kam ... keine Gefahr. Leider doch. Denn völlig unerwartet kam es zum Missverständnis und zu einem folgenschweren Rückpass an Hoffmann vorbei, den die Gäste nur noch ins leere Tor schieben mussten. Ein Geschenk und eine kalte Dusche für die Heimelf. Damit war die eigene Spielvorbereitung nach wenigen Sekunden Makulatur und die Partie in eine eigene Dynamik geschickt worden. In dieser schienen die Höllenberger sich aber zunächst schnell zu fangen. Bis zur 30. Minute hatte man sich Feldvorteile sowie gute Chancen zum Ausgleich erspielt. Ungewöhnlich blieben in diese Phase lediglich Abstimmungs- und Kommunikationsschwierigkeiten der Defensivlinien um Lennard Gevers und Luis Wedemeier. Der Abstand zu den Gegenspielern und der Zugriff gegen den Ball gerieten mehrfach entgegen allen Absprachen und Anweisungen unnötig lax. Zunächst jedoch ohne große Auswirkungen.

 

Im Gegenteil. Bis zur 25. Minute lagen vielmehr richtig gute Chancen zum Ausgleich auf den Luhdorfer Füßen. Insbesondere als Sascha Krause ein guter Steckpass auf Henri Manewald gelang schien das 1:1 fällig. Möglicherweise wäre es da die bessere Entscheidung gewesen, mit Tempo am herausstürzenden SaGa-Keeper vorbeizulaufen, denn Manewald war deutlich schneller am Ball. Doch er entschied sich für den direkten Abschluss ... und blieb hängen. Kurz darauf nahm sich Luis Hessenmöller ein Herz und drosch die Kugel nach einer Ecke per Fernschuß auf´s Tor. Eine Spur höher und die Kugel wäre im Winkel eingeschlagen. Doch dann setzte es für die Gastgeber einen zweiten Dämpfer: Abwehrroutinier Serhat Ataykaya zog es in den Oberschenkel ... vorbei. Mit Pahl konnte die Abwehrlinie zwar problemlos neu "gebaut" werden. Doch das bedeutete Umstellungen. Und jetzt rächte es sich, dass man nicht die nötige Zweikampfspannung und -sicherheit aufgebaut oder wenigstens den Ausgleich erzielt hatte. Mit dem abseitsverdächtigen 0:2 (30.) ging das Spiel nämlich in nur sieben (!) Minuten förmlich "den Bach runter". Kurzzeitig agierte die MTV-Elf völlig kopflos und lies zwei weitere geradezu abenteuerliche Treffer zu. Dazu kam eine gefühlte Ungleichbehandlung bei strittigen Schiedsrichterentscheidungen. So musste der agile Felix Köppe vorsichtshalber aus dem Spiel genommen werden, um jetzt nicht eine Gelb-Rote Karte zu riskieren.

 

Nach nur 37 Minuten hatten die Höllenberger sich also geradezu selbst geschlagen. Eigentlich unerklärlich. Und doch wird man in der internen Analyse genauer hinschauen müssen. Ein ganz klein wenig versöhnlich sei zumindest angemerkt, dass die MTVler nach den unverschämten sieben Horrorminuten und dem Spielstand von 0:4 (!) nicht in völliger Selbstauflösung untergingen. Auch das Bemühen um ein frühes Tor nach der Pause war vorhanden. Was natürlich auch damit zusammenhing, dass der Spielstand nicht aus einem spielerischen Feuerwerk der SaGa resultierte. Krause, Marc-André Böhme per Kopf oder der eingewechselte Kjell Meyer hätten treffen können. Doch trotz Chancen- und Feldvorteilen war nach etwa einer Stunde anzunehmen, dass eine Aufholjagd unwahrscheinlich werden würde. Beide Seite kamen noch zu gelegentlichen Chancen. Manewald verpasste einen "Ehrentreffer". Auf der anderen Seite wurde nach einer übersehenen Abseitsstellung noch auf Strafstoß entschieden, den Robin Hoffmann aber überragend parieren konnte. So gab es zumindest für ihn nach vier völlig unverschuldeten Gegentreffern noch ein kleines Erfolgserlebnis. Man darf auf die Reaktion der MTV-Mannschaft gespannt sein ... denn ... auch wenn man eine große Chance fahrlässig verpasst hat ... die Saison ist noch nicht zuende!