· 

Teils brillant und teils naiv zum 4:3!

Henri Manewald und Sven Netzlaff waren zwar zum Abschlusstraining nicht ganz "auf dem Damm". Wurden aber zu Spielbeginn noch einsatzfähig. Lediglich Ole Schmerbitz und Joshua Weseloh waren angeschlagen. Dafür war Marius Koch erstmals wieder dabei. Nach rund fünfwöchiger Spielpause kehrte auch Routinier Sascha Krause in die Startelf zurück. Mit Koch als "Back-up" dürfte dies auch kräftemäßig kein Problem darstellen. Ansonsten nahm das Trainerteam keine Änderung im Vergleich zum letzten Auftritt bei Eintracht Elbmarsch vor. Die MTVler kamen entsprechend gut in den Tritt und sofort zu Torchancen. Cedric Schulenburg nagelte nach drei Minuten den Ball an den Pfosten. Das hätte dem Spiel einen Verlauf im Sinne der Höllenberger verschafft. Schließlich ziehen Spieler und Trainer des TSV Stelle aus Begegnungen gegen den MTV stets eine besondere Motivation. Ein enges Ergebnis oder gar eine eigene Führung geben dem zusätzliche Nahrung ... und leider trat genau das ein. Serhat Ataykaya fing mit gutem Stellungsspiel eine Hereingabe ab, doch der abspringende Ball gelangte vom eigenen Oberschenkel leicht an seine Hand. Der Schiri zögerte auffällig, denn für so etwas will man keinen Strafstoß geben. Dann tat er es doch und die Gäste verwandelten zum 1:0 (12.).

 

Es brauchte ein paar Minuten. Doch dann erinnerten sich die Höllenberger an die Kabinenvorgabe und erschwerten den Gästen durch schnelleres Abspiel den Zugriff. Man suchte die spielerische Linie und fand sie auch. Prompt bediente Marc-André Böhme mustergültig den nachrückenden Leo Clauer und der Kapitän erzielte den Ausgleich (26.). Doch damit nicht genug. Der Minutenzeiger war noch nicht ganz rum, da schaltete Krause blitzschnell. Manewald entwischte und brachte den Ball gekonnt im oberen Eck des Tores zum 2:1 unter (27.). Das war natürlich eine kalte Dusche für die Ambitionen der Gäste, die bis dato von Außen stetig und gezielt einen hektischeren und reklamierenden Spielablauf suchten. Geschickt. Umso wichtiger zu diesem Zeitpunkt die treffsichere Antwort der Heimelf. Kurz vor der Pause kamen die Gäste zur ersten Chance aus dem Spiel heraus, als sich der ansonsten gewohnt umsichtige Hendrik Arndt verschätzte und der Weg zum Tor frei wurde. Doch aus spitzem Winkel ging der Abschluss knapp über das Tor. Ansonsten hatte Keeper Niklas Rudolph nichts zu halten. Die Defensivabstimmung war gut und ließ kaum etwas zu. Nur wenn die MTVler sich in Dribblings im Spielaufbau oder in seltenen Fehlpässen verhedderten spielte das den Gästen in die Karten und es deuteten sich potenzielle Gefahren für das eigene Tor an. Mit der knappen Führung ging es aber erstmal in die Halbzeit.

 

Dort wurde zunächst vereinbart, wie mit den Einflüssen von Außen auf und neben dem Spielfeld umzugehen ist, um sich auf dem Platz möglichst nicht von der eigenen Linie ablenken zu lassen. Zusätzlich kamen aber zwei potenzielle Spieloptionen zur Sprache, mit denen man idealerweise weitere Treffer erzielen könnte. Ziel: Die erwartete Anfangsoffensive der Gäste konzentriert verhindern und stattdessen möglichst schnell das Spiel auf die eigene Seite ziehen, damit es gegen Ende nicht knapp wird. Leider passierte sowohl das eine wie das andere! Zunächst setzten die Luhdorfer die spielerischen Aspekte nahezu brillant um. Nach Ball- und Gegnerorientierung auf die rechte Seite folgte der punktgenaue Flügelwechsel von Krause. Janning Dreusicke hatte sich dort geschickt weggeschlichen, nahm den Ball technisch prima mit, kurvte nach innen und platzierte die Kugel in Arjen-Robben-Manier aus etwa 14 Metern im langen Eck zum 3:1. Kurz darauf führte ein weiterer Angriffszug "vom Reißbrett" zum nächsten Tor. Böhme löste sich und servierte. Die Mitspieler fanden Laufwege und Positionen und Krause drückte die Kugel zum 4:1 ein. Eine Vorentscheidung? Normal ja. Zumal die MTVler offensiv mehrere prädestinierte Spieler für diese Spielsituation von der Bank bringen konnten. Man entschied sich für Koch sowie den Jüngsten, Mika Pätzel, der in der Vorwoche sein erstes Herren-Tor erzielt und für mächtig Wirbel gesorgt hatte.

 

Doch zunächst verwandelten die Gäste einen weiteren Strafstoß. In einer im Prinzip ungefährlichen Situation hatte der Gästestürmer geschickt Kontakt gesucht und die ausnahmsweise nicht optimale Zweikampfführung der MTV-Verteidigung ausgenutzt. Keeper Rudolph war machtlos und sichtlich genervt. Nicht einen Ball musste er bis dahin parieren und hatte trotzdem zwei Gegentreffer im Kasten. Und das sollte noch schlimmer kommen. Offensiv verpasste man mehrfach den möglichen fünften Treffer. Der TSV machte weiter auf, was die Mittfeldzentrale ebenso in Unterzahl und schwierige Situationen brachte wie die Abwehrlinie. Gerade Jannis Jobmann hatte dort schwer zu tun. Hielt aber gut stand. Doch ab der 83. Minute wurde es wild. Die zweite Chance aus dem Spiel nutzten die Gäste nämlich zum dritten Tor. Das ist auch ein Kunststück. Nur noch 3:4. Da hatte sich die junge MTV-Mannschaft nun doch etwas naiv angestellt. Mit diesem Gegentor mussten die MTV-Trainer auch noch den zweiten Innenverteidiger ersetzen. Luis Hessenmöller war schon zuvor für den mit Gelb verwarnten Ataykaya gekommen, dem Forderungen der Gästebank auf weitere "Kartenspiele" besser nicht zum Verhängnis werden sollten. Wenngleich der gute Schiedsrichter Strautmeister darauf bis dahin souverän nicht einging. Beim Gegentreffer verletzte sich dann auch noch Schulenburg. Doch mit internen Umstellungen sowie der Unterstützung von Lennard Gevers und Marvin Neven hielt die Defensive bis zum Ende. Eine phasenweise wirklich gute Partie wurde durch die unnötige Spannung am Ende sowie drei Gegentoren etwas getrübt. Aber egal. Unter dem Strich zählen nur der Sieg sowie drei verdiente Punkte.